Sport mit angeborenem Herzfehler
Die meisten herzkranken Kinder können und sollen durch Sport Selbstvertrauen, Mut und Körpergefühl entwickeln – sie müssen beim Schulsport zum Glück nicht mehr auf der Bank sitzen. Der vielfältige Nutzen von Sport für Dein Herzkind ist eindeutig belegt. Unter Berücksichtigung der jeweiligen körperlichen Einschränkungen ist Sport also möglich und sinnvoll.
Berechtigte Sorgen und unterschätzte Kräfte
Als Mutter, Vater oder andere Bezugsperson machst Du Dir verständlicherweise Sorgen um Dein herzkrankes Kind. So werden die Kinder und Jugendlichen manchmal aus berechtigter Unsicherheit oder Angst von Eltern, Erziehenden, Lehrkräften und Ärz*innen in ihrem natürlichen Bewegungsdrang gebremst. Sie geraten in einen Teufelskreis aus Bewegungsmangel und motorischen Defiziten, der sie auch unter Gleichaltrigen zunehmend sozial isolieren kann.
Nur Mut! Nur sehr wenige Herzkinder neigen dazu, ihre körperlichen Grenzen zu überschreiten und sich dadurch selbst in Gefahr zu bringen. Bei einer Studie aus den 1990er Jahren trauten nur 30% der Eltern ihren schwer herzkranken Kindern das Gehen einer Strecke von mindestens 100 Metern zu. Tatsächlich schafften dies aber 92% der Kinder und der Gesamtdurchschnitt lag sogar bei 343 Metern. Fördere die Selbsteinschätzung Deines Kindes zur eigenen Belastbarkeit gezielt.
Wie belastbar ist mein Kind?
Es wird unterschieden zwischen körperlicher Belastbarkeit vor und nach einer Operation des Herzfehlers. Vor der operativen Korrektur variiert die Belastung je nach Diagnose und Schweregrad des jeweiligen Herzfehlers. Bei einem angeborenen Herzfehler spielt der postoperative Restbefund eine entscheidende Rolle. So kann beispielsweise ein „einfacher“ VSD (Ventrikelseptumdefekt) bei ungünstigem Verlauf einen schwereren Restbefund aufweisen als eine Fallot’sche Tetralogie bei günstigem Verlauf. Ärzt*innen und Therapeut*innen stehen ausführliche und aktuelle Leitlinien zu diesem Thema zur Verfügung. Sie können den Restbefund Deines Kindes anhand von speziellen Klassifikationen am besten einordnen und verstehen. Sprich sie darauf an und lass Dich mit deinem Kind in Ruhe beraten.
Dann ist besondere Vorsicht geboten
Die meisten herzoperierten Kinder haben keine oder nur leichte Restbefunde. Sie müssen bei sportlichen Aktivitäten weniger Einschränkungen fürchten. Bei beachtenswerten Restbefunden solltest Du Dich in jedem Fall individuell aufklären lassen.
Kinder mit chronischen Myokarderkrankungen, Antikoagulanzien-Therapie zur Verhinderung von Gerinnselbildung, inoperablen Herzfehlern, Herzschrittmachern oder Transplantierte Kinder stehen unter besonderer Beobachtung, da Sport ihr Herz zusätzlich belasten kann. Sprich mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin genau ab, wie viel Bewegung Deinem Kind gut tut.
Jeder Herzfehler und dessen Ausprägung beeinflussen die Intensität und den Umfang, in dem Sport getrieben werden kann. Für die meisten herzkranken Kinder ist Vieles möglich. Taste Dich mit Deinem Kind Schritt für Schritt vor.
Gemeinsame erste Schritte
Der Bundesverband Herzkranke Kinder e.V. (BVHK), bei welchem kinderherzen Mitglied ist, koordiniert bundesweit Kinderherzsportgruppen und gibt Starthilfe bei der Etablierung neuer Sportgruppen. Diese helfen herzkranken Kindern, die im Schul- oder Breitensport oft „auf der Bank sitzen müssen“, ihre Leistungsgrenzen auszuprobieren und ihre Bewegungsmöglichkeiten einzuschätzen. Sie sind oft „Sprungbrett“ oder „Türöffner“, um erfolgreich und ohne falsche Hemmungen am Sport teilnehmen zu können. Schau Dich bei den Sportangeboten des BVHK für Jugendliche mit Herzfehler um: https://bvhk.de/veranstaltungen/jugendliche-sport/
Herzkinder, die heute als Jugendliche und Erwachsene auf ihre Zeit in den Sportgruppen zurückblicken, bestätigen die positiven Einflüsse, welche sie selbstbewusster und freier gemacht haben. Probiert es aus!
Tipps
Was Dein Herzkind vermeiden sollte, ist hohe statische Belastung, insbesondere wenn es dabei zur Pressatmung kommt (Luft anhalten). Übermäßig hohe konditionelle Anforderungen ebenfalls. In Sachen Flexibilität gibt es in der Regel keine Einschränkungen, wobei auch hier die Pressatmung, die möglicherweise beim Stretching vorkommt, unerwünscht ist.
Empfohlen werden koordinierte Anforderungen, also Bewegungen, die mit geringem Aufwand durchgeführt werden können. Sie führen auch im Alltag zu einer Entlastung des Herz-Kreislauf-Systems.
Weitere Informationen und Erfahrungsberichte Betroffener [LINK]